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Stress durch Entwicklungstrauma – wie Körpertherapie helfen kann

Das Gefühl "nie wirklich in sich und im Leben anzukommen" beschreiben die meisten Menschen mit Entwicklungstrauma als vorherrschend in ihrem Leben. In diesem Artikel beleuchte ich Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten, um ein besseres Verständnis für dieses weitverbreitete und doch oft unerkannte Leiden zu schaffen.

Ein Vater hält sein Kind liebevoll im Arm, was die wichtige Rolle sicherer und positiver Bindungserfahrungen in Bezug auf das Thema Entwicklungstrauma symbolisiert.

Die meisten denken beim Begriff Trauma vor allem an das (Mit-)Erleben eines lebensbedrohlichen Ereignisses – in der Differenzierung wird dies als „Schocktrauma“ bezeichnet. Weniger bekannt ist das sogenannte „Entwicklungstrauma“, unter dem viele Menschen leiden, ohne es zu wissen. Es entsteht bereits in den ersten drei Lebensjahren – also in einer Zeit, an die wir als Erwachsene so gut wie keinen bewussten Erinnerungen haben.


Als Säugling und Kleinkind waren wir noch nicht in der Lage, uns selbst zu regulieren und mussten diese Regulation ständig von außen, also durch unsere Bezugspersonen, erfahren. Wurden wir über einen längeren Zeitraum nicht gut reguliert, war unser System hohem Stress ausgesetzt. Konnten diese Situationen kognitiv nicht angemessen eingeordnet und verarbeitet werden, wurde die Erfahrung, „nirgendwo sicher oder richtig zu sein“, im Nervensystem gebunden, und der Körper ist in der Erfahrung „steckengeblieben“.


Die in dieser Zeit entwickelten Überlebensstrategien und Schutzmechanismen nehmen wir mit ins Erwachsenenalter – sie haben einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung unseres Selbstbildes (wie stehen wir in Kontakt mit uns selbst und nehmen Bedürfnisse wahr und ernst, wie gut fühlen wir uns selbst), die Regulationsfähigkeit unseres Nervensystems und auf unser Bindungsverhalten und unsere Beziehungsfähigkeit. Wenn wir also unter einer dauerhaft erhöhten Stressbelastung leiden, kann ein früh entstandenes Entwicklungstrauma eine mögliche Ursache sein.


Mögliche Symptome eines Entwicklungstraumas


  • geringe Belastbarkeit und Stresstoleranz, emotionale Instabilität

  • Betroffenen fällt es schwer, zur Ruhe zu kommen und Entspannung zu finden, im eigenen Körper „anzukommen“

  • Unausgeglichenheit, Ängste, Depressionen und psychosomatische Beschwerden

  • Bindungs- und Beziehungsprobleme

  • Gefühle tiefer Einsamkeit, geringes Selbstwertgefühl und Unsicherheiten mit der eigenen Identität

  • Glaubenssätze und Überzeugungen wie „ich gehöre nicht dazu“, „meine Bedürfnisse sind nicht wichtig“, „ich bin zu viel“, „wenn ich vertraue, werde ich enttäuscht“ oder „ich bin nicht in Ordnung so wie ich bin“


Eine erwachsene Hand über der Hand eines Kindes, was symbolisch für Unterstützung und Führung steht - wichtige Aspekte bei der Bewältigung von Entwicklungstraumata.

Ursachen für die Entstehung eines Entwicklungstraumas


Ein Entwicklungstrauma entsteht meist durch Situationen, die aus Erwachsenen-Sicht vermeintlich harmlos und gut wegzustecken sind, im frühkindlichen Alter aber als subjektiv bedrohlich und unlösbar empfunden wurden. Die häufigsten Ursachen für ein Entwicklungstrauma stehen im Zusammenhang mit unsicheren Bindungserfahrungen oder Bindungsunterbrechungen, aber auch schon feine, im zwischenmenschlichen Bereich stattfindende Ereignisse und Stimmungen, für die gerade Säuglinge und Kleinkinder sehr durchlässig und empfindsam sind, können nachhaltig prägend sein:


  • eine schwierige oder ungewünschte Schwangerschaft

  • die Trennung von der Mutter z.B. durch Geburtskomplikationen oder frühe Krankenhausaufenthalte des Kindes

  • wenig zugewandte, ängstliche oder überforderte Eltern (z.B. durch berufliche Belastung, finanzielle Sorgen, Beziehungskonflikte oder weitere Geschwisterkinder)

  • Bedürfnisse, Wünsche und Eigenarten des Kindes wurden nicht gesehen oder ernst genommen

Die Besonderheit des Entwicklungstraumas liegt darin, dass es in einer Zeit entstanden ist, an die wir uns meist nicht bewusst erinnern – wir können sie also über eine rein kognitive therapeutische Herangehensweise nicht greifbar machen und verarbeiten.


Das Entwicklungstrauma ist nicht nur im Denken, sondern besonders auch im Unterbewusstsein, im Körper und dem Nervensystem gespeichert – deshalb ist es sinnvoll, alle diese Bereiche bei der therapeutischen Arbeit einzubeziehen. Die eigentliche und tiefgehende Veränderung erfolgt nicht durch Umdenken, sondern durch echtes Fühlen und neue Körpererfahrungen. Die wichtigste Basis zur Befreiung aus Übererregung und Erstarrung ist das Gefühl, gesehen und verstanden zu werden. Nur in einer sicheren und Geborgenheit bietenden Umgebung können Vertrauen und Nähe wieder möglich werden und sich somit alte Muster langsam verändern, neue Selbstbilder und -konzepte entstehen.


Behandlungsansätze bei einem Entwicklungstrauma


Zur Behandlung der Folgen eines Entwicklungstraumas gibt es keine Patentlösung – sinnvoll ist in der Regel aber ein therapeutischer Ansatz, der über eine rein kognitive Ebene hinausgeht. Ziel sollte es sein, die Entspannung des Nervensystems, die Nachreifung und Integration der verletzten, inneren Anteile sowie das Erleben bedingungsloser Annahme und Verbundenheit zu fördern. Meist braucht das Zeit und Geduld.

Dabei kann insbesondere die Körpertherapie helfen, die überwältigenden Emotionen, die in der frühen kindlichen Entwicklung direkt im Körper abgespeichert wurden, wieder zu lösen. Durch gezieltes Spüren in Verbindung mit Gesprächen kann unser Nervensystem wieder lernen herunterzufahren, und wir dürfen ein angenehmes, wohliges Körpergefühl entwickeln, wirklich in uns „ankommen“.


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